Clickertraining

Klicker in Schwarz

Bei uns in der Hundeschule haben wir die Erfahrung gemacht, das Hundebesitzer ihren Hund oftmals an den falschen Stellen oder zu spät loben. Um dieses zu verbessern wollen wir Euch hier das Clickertraining etwas näher bringen.

Was bedeutet Clickertraining oder Training mit dem Clicker?

Mit dem Geräusch, welches durch den Clicker erzeugt wird, teilen wir dem Hund mit, das sein Verhalten jetzt gerade gut war (erwünschtes Verhalten wird markiert) und er von uns eine Belohnung erhält. Der Clicker ist in diesem Moment also ein Kommunikationsmittel zwischen Mensch und Hund.

Muss es unbedingt ein Clicker sein? Reicht es nicht wenn ich meinen Hund einfach lobe?

Hunde verbinden Lob mit Verhalten am besten wenn die Belohnung innerhalb von 0,5 – 1 Sekunde nach dem erwünschten Verhalten geschieht.

Der Clicker bzw. das Clickgeräusch
– ist emotionslos und viel schneller als das gesprochene Wort
– gibt dem Hund eine klare Orientierung ( besonders bei Personen, bei denen Stimmlage, Körpersprache und gesprochenes Wort nicht übereinstimmen)
– ist immer eindeutig und der Hund muss ihn nicht mühsam aus unserem täglichen Worten heraushören.
– ist anderen Markersignalen weit überlegen. In Praxistests der Lernforschung wurde heraus gefunden, das das Geräusch besonders schnell aufgenommen wird und leicht mit Emotionen verknüpfbar ist.

Klicker in Schwarz
Berner Sennenhund

Schön und gut, aber wofür brauche ich so einen blöden kleinen Kasten, ich kann doch genau so gut mit Worten loben. Rein theoretisch ja. Natürlich kann man auch ein „Markerwort“ konditionieren, das genau die gleiche Bedeutung hat wie das Click-Geräusch, allerdings ist der Clicker viel präziser. Das lässt sich an einem praktischen Beispiel am besten verdeutlichen: Ihr habt einen jungen, quirligen Hund der beim bei Fuß gehen immer etwas zu weit vorne oder hinten ist. Den kurzen Moment, den er passend läuft, hat er schon wieder verlassen bevor ihr überhaupt Luft geholt habt. Ihr sagt dann aber doch das Markerwort und bestätigt damit das unerwünschte Verhalten, z.B. das vorlaufen. Der Clicker ist hier eine Art Brücke zwischen erwünschten Verhalten und der eigentlichen Belohnung, etwas, was dem Hund signalisiert: Das, was du in genau diesem Augenblick tust, ist richtig und du bekommst jetzt gleich eine Belohnung.

Wie wird nun dem Hund die Bedeutung des Clickers beigebracht?

Diesen Vorgang nennt man den Hund auf den Clicker konditionieren und muss normalerweise nur ein einziges mal durchgeführt werden.

Ihr nehmt euren Hund und ein paar Leckerchen ( so ca. 10 ganz kleine Stücke) mit an einen ruhigen Ort und behaltet den Hund dicht bei euch, am besten an der Leine. Dann klickt Ihr und gebt dem Hund dann direkt das Leckerchen, egal, ob er euch anschaut oder auch nicht, er muss erstmal das Geräusch mit etwas positivem in Verbindung bringen. Sollte der Hund sich vor euch hinsetzen, dann bewegt euch ein wenig und klickt auch einmal im Gehen, nicht das der Hund meint, er würde für das Sitzen belohnt. Achtet beim klicken darauf, dass keine anderen Zeichen gegeben werden, wie z.B. die Hand in der Tasche zu haben, denn sonst merkt sich der Hund eher diese Bewegung als Signal und nicht das Klicken.

Nach 5-10 x Klicken können Ihr probieren, ob euer Hund das Clickergeräusch schon konditioniert hat. In einem Moment, in dem Euer Hund gerade wegschaut, klickt einmal und wartet ab, was passiert: Dreht sich Euer Hund erwartungsvoll um oder kommt sogar zu euch, dann hat er das Clickergeräusch konditioniert. Übertreibt das Training und die Übungen nicht, kurze Einheiten mit den 10 Leckerchen reichen völlig pro Tag.

Mit dem Klick gebt Ihr nun eurem Hund ein Versprechen auf eine Belohnung, welche, das dann auch immer sein wird, siehe unten. Das heißt, nach einem Klick erfolgt immer ( und immer bedeutet hier immer ) eine Belohnung, ansonsten löscht sich die Verknüpfung zwischen Klick und Belohnung wieder.

Das Clickertraining ist immer mit Futter verbunden, das möchte ich nicht.

Das stimmt nur bedingt. Zu Anfang wird das Geräusch des Clickers immer mit Futter konditioniert.
Ist das Klickgeräusch aber gut konditioniert, wird der Klick mit anderen Belohnungen verknüpft.

Wichtig ist hierbei, das man sich im Vorfeld darüber Gedanken macht, was für meinen Hund eine Belohnung ist. Die Belohnungen können für Hunde sehr unterschiedlich sein. Sinnvoll ist es auch Umweltbelohnungen mit einfliessen zu lassen. Was können nun Belohnungen sein, hier ein paar Beispiele: ein Zerrspiel oder ein Laufspiel mit dem Hund, Buddeln lassen(natürlich nur da, wo keine Gefahr für Tiere und Menschen besteht durch tiefe Löcher), streicheln, eine Spur verfolgen lassen, etwas beobachten, schwimmen gehen etc.

Kann ich mit jedem Hund ein Clickertraining durchführen?

Ja. Auch z.B. bei Problemhunden kann man sehr gut mit dem Clicker arbeiten. Natürlich verschwindet das unerwünschte Verhalten durch das Clickertraining nicht, aber man kann durch gezieltes Training mit dem Clicker ein problematisches Verhalten des Hundes verändern. Funktionieren wird das nicht innerhalb von wenigen Tagen sondern braucht einen längeren Zeitraum und sollte unter Anleitung geschehen. Das Problemverhalten hat sich über einen längeren Zeitraum aufgebaut und ich möchte damit Emotionen verändern und nicht einfach nur das Verhalten hemmen.

Das Clickertraining ist in allen Bereichen einsetzbar, ob Erziehung, Welpentraining, Tricktraining oder Agility. Mit Clickertraining kann man nicht nur Hunde, sondern auch Hühner, Katzen und Pferde trainieren. Das Clickertraining wird bei Zootieren eingesetzt, damit diese lernen, medizinische Untersuchungen zu erdulden und sogar bei Menschen wird das Clickertraining eingesetzt, bekannt unter dem Namen TAG-Teach.

Was passiert, wenn ich den Clicker mal nicht dabei habe?

Das ist nicht schlimm, versucht als Ersatz, auch wenn es sich komisch anhört, das Wort „Klick“. Der Hund wird sich sehr schnell auf das neue Geräusch einstellen.
Wenn der Hund nach einiger Zeit das Clickertraining begriffen und sich das Verhalten gefestigt hat, kann man den Clicker langsam ausschleichen. Möchte man dann ein anderes Verhalten oder neue Situationen belohnen beginnt wieder mit dem Clickertraining, Ihr werdet erstaunt sein wie schnell euer Hund sich daran erinnert.

Die richtige Hundeschule

Berner Sennenhund

Wie finde ich die richtige Hundeschule?

Die wichtigsten Kriterien:

  • Eine Schnupperstunde sollte gratis sein.
  • Kleine Gruppen mit nicht mehr als 6 Teilnehmer/innen pro Trainer.
  • Das Training findet auch ausserhalb des Hundeplatzes statt.
  • Die Trainer haben eine umfassende Ausbildung und bilden sich laufend weiter.
  • Während des Trainings herrscht kein Kasernenhofton.
  • Besitzer und Hunde werden respektvoll behandelt.
  • Leinenrucken oder gar Zwangshilfsmittel wie Würgehalsbänder etc. sind tabu.
  • Es wird mit positiver Motivation gearbeitet.
  • Der Trainer kennt sich in verschiedensten Ausbildungsmethoden aus und kann sie plausibel erklären.
  • Der Hundeführer fühlt sich wohl und ernst genommen.
  • Der Hund freut sich, wenn er auf den Hundeplatz kommt.
  • Immer wenn eine eigens entwickelte Trainingsmethode propagiert wird sollten Sie … vorsichtig sein.

Achten Sie während der Schnupperstunde oder der ersten Besuche doch auf die anderen Kursteilnehmer oder Hunde. Wirken die Hunde verängstigt oder gehen sie gerne ihren Aufgaben nach? Fragen Sie doch einfach auch die anderen Hundeführer nach ihrer Erfahrung.

Das wichtigste zum Schluss: Zwang ist etwas, das auf keinen Fall angewendet werden soll. Weder mit irgendwelchen Hilfsmitteln noch mit physischer Gewalt wie Leinenruck oder Schlägen. Man sollte sich keinesfalls dazu überreden lassen. Auch nicht, wenn der Trainer vorgibt, über mehr Erfahrung zu verfügen als man selbst.

Ab wann ist der Besuch einer Hundeschule sinnvoll?

Zu früh kann man die Hundeschule eigentlich nicht besuchen. Wenn ein Welpe bei Ihnen eingezogen ist geben Sie ihm ein bis zwei Wochen Zeit, um sich an Sie zu gewöhnen. Dann kann/sollte es mit einer geeigneten Welpengruppe schon los gehen. Optimal wäre eine Gruppe bei der die Welpen größen- und verhaltensmäßig zueinander passen. In der Welpengruppe geht es nicht nur um das spielen mit Artgenossen. Kleine erste Ruf- und Namensspiele, Konzentrationsübungen und das kennen lernen von Umwelteinflüssen wechseln sich mit Spieleinheiten ab.
Überfordern Sie Ihren Welpen nicht bzw. erwarten Sie nicht zuviel. Tausend neue Eindrücke, eine Horde von neuen Spielkameraden und irgendwo steht ein Mensch, der den Hundenamen ruft…. für was würden Sie sich entscheiden? Geben Sie Ihrem Welpen Zeit und haben Sie Geduld, kein Hund muss in der zweiten Gruppenstunde Sitz oder Platz können.

Muss unbedingt mit Leckerchen gearbeitet werden?

Natürlich nicht. Wir haben aber in unserem Trainingsalltag die Erfahrung gemacht, das Großteile der Hunde Futter motiviert sind und sich darüber einfach zur Mitarbeit überreden lassen.

Dazu kommt die soziale Komponente: Fressen ist für die Welpen ein wichtiger sozialer Baustein. Auch die Urzeithunde oder Wölfe haben gejagt und dann in ihrem Bau das Futter für die Welpen wieder ausgewürgt. Auf dem Weg zum Junghund/wolf wurde irgendwann mit dem Nachwuchs gemeinsam gejagt, Beute erlegt und gefressen. Sie müssen Ihrem Hund natürlich nichts vorkauen oder etwas gemeinsam erlegen – aber die Gabe von kleinen Futterstücken ist für Ihren Hund beziehungsbestimmend.

Wenn der Hund älter wird ( meistens Mitte bis Ende der Pubertät ) kann anstelle von Leckerchen natürlich auch ein gemeinsames Spiel, belohnende Worte, Freilauf oder irgendetwas anderes gewählt werden, es muss nur dem Hund als Belohnung wert sein, dafür zu arbeiten. Und da kann ( kann, nicht muss ) ein Problem anfangen.
Gerade Neuhundebesitzer müssen erstmal herausfinden, was der Hund wirklich als Belohnung ansieht. Dies ist bei jedem Hund und in jeder Situation anders. Warum sollte man sich die erste wichtige Zeit schwerer machen als es sein kann? Nutzen Sie doch die Chance, die Ihr Hund Ihnen bietet.

Was kostet der Besuch einer guten Hundeschule?

Auch hier gilt, wer spart zahlt meistens doppelt. Bei ernsthaft betriebenen Hundeschulen bilden sich die Trainer fort, bereiten sich auf die Kunden und die Stunde vor und sind auch außerhalb der Trainingsstunden für Fragen zu erreichen.
Sie müssen sich bewusst machen das, wenn man eine Hundeschule nur nach dem günstigsten Preis auswählt, irgendetwas an der Qualität auf der Strecke bleiben muss.
Wenn man dann nach den ersten 10 Stunden merkt, das das alles in der gewählten Hundeschule nicht das richtige ist und man in einer neuen Schule von vorne beginnen muss…. Was ist dann günstiger?

Wer darf eine Hundeschule eröffnen?

Ab dem 1. August 2014 benötigen Betreiber einer Hundeschule eine Erlaubnis nach §11 Abs1 Nr8/f TierSchG. Diese wird durch das örtliche Veterinäramt erteilt. Vorraussetzung für die Erteilung ist, das der Hundetrainer auf Grund seiner Ausbildung oder seines bisherigen beruflichen oder sonstigen Umgangs mit Tieren über die für die Tätigkeit erforderlichen fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt.

Findet mein Welpe mich toll?

sehr junger Welpe auf dem Arm

Der Welpe ist eingezogen, du freust dich auf ein tolles gemeinsames, langes Leben mit ihm und möchtest natürlich alles richtig machen. Ein paar Tipps und Gedanken damit dieses auch von Erfolg gekrönt ist sollen dir das ganze etwas erleichtern.

Hat dein Welpe Spaß? 

Der kleine Labbimix Oskar ist vor einigen Tagen in sein neues Zuhause eingezogen. Was sich alles für den Kleinen verändert hat – die Geschwister und die Mutter fehlen, es riecht so ganz anders und es sind völlig neue Menschen in seiner Umgebung.
Müde und aufgeregt zugleich versucht er die ersten Tage möglichst gut zu überstehen und zu verarbeiten.Nach einigen Tagen hat sich seine Welt völlig verändert und erweitert. Er hat eine neue Familie mit Kindern, viele fremde Hunde und einen neuen Garten kennengelernt. Sein größtes Hobby ist anscheinend auf weichen Gegenständen wie z.B. Schuhen rumzukauen, das senkt seinen Stresspegel und er fühlt sich dann deutlich besser.

sehr junger Welpe auf dem Arm

Die neue Familie findet das gar nicht lustig, die neuen Stoffschuhe der Tochter sind nach 3 Tagen im Müll gelandet. Spielzeug gibt es erst mal keins für Oskar, man will das Verhalten ja nicht noch fördern.

Probleme, Konflikte, das alles ist hier vorprogrammiert. Die Bedürfnisse vom Menschen und Hund gehen einfach zu stark auseinander.
Oskars neue Menschen sind super stolz auf ihren neuen Welpen, möchten viel mit ihm erleben, die Welt erkunden etc. Oskar möchte manchmal vor allem seine Ruhe und schlafen, Geborgenheit und natürlich etwas weiches zum kauen, seine neue Welt wird ihm sonst einfach zu groß. Um zu dem neuen Welpen eine gute und sichere Bindung aufzubauen , ein tolles Leben zu schenken und zusammen durch dick und dünn zu gehen musst du auf die Bedürfnisse deines Welpen und später auch erwachsenen Hundes achten und diese erfüllen.

Jeder hat eine völlig eigene Vorstellung von Hunden im Kopf. Diese Vorstellung ist aber nur in deinem Kopf und wird nicht auf jeden Hund passen. Deshalb solltest du dich fragen, was braucht mein Welpe aktuell und was macht ihm Spaß? Wann braucht er Schutz, Sicherheit und eine Pause?

Wenn du dich darauf einlässt die Bedürfnisse deines Welpen zu erkennen, kannst du sie stillen und dein Welpe wird sich wohl und geborgen fühlen. Das ist nicht nur die Grundlage für eine gute und sichere Bindung, sondern auch für jedwedes Training.

Beobachtet eure Welpen
– was macht ihm Freude?
– welches Verhalten zeigt er in welchen Situationen?
Dadurch erfährst du relativ schnell, welche Spiele und welche Beschäftigung zu ihm passen. Sei auch bereit, deine Ergebnisse zu revidieren und anzupassen.

Der kleine Oskar wäre auf jeden Fall glücklich mit einem weichem Spielzeug, bei dem er sein Kaubedürfnis stillen kann. Und er sollte unbedingt immer Spielsachen oder Kauartikel in seiner Nähe haben, um Alternativen zu haben, denn nur so bleiben die Schuhe irgendwann heil.
Wenn Oskar diese Bedürfnisse stillen konnte, kann er sich auch auf andere Spiele und Beschäftigungen einlassen, die dem Menschen Spaß machen und die Welt für den Welpen positiv erweitern.

 

Habt eine gemeinsame Sprache! 

Du bist ein Mensch, dein Welpe ist ein Hund. Dein Welpe kann dich jetzt schon besser lesen als du ihn. Das heißt aber nicht das er dich auch versteht. Das würde auch nichts bringen, gerade in Bezug auf die Bindung ist es wichtig das ihr einander versteht, das ihr eine gemeinsame Sprache habt. Das muss Oskar lernen, du aber auch.
Wenn du die Körpersprache und das Ausdrucksverhalten von deinem Hund lesen kannst, weißt du
– welche Beschäftigung ihm Freude bereitet
– wann er genug hat
– wann es Zeit für eine Pause oder wann Schlafenszeit ist
– wann eine Situation für deinen Welpen zu viel wird
Kurz: Du weißt, was dein Welpe braucht und wann er es braucht.

Der kleine Oskar merkt, dass seine Blase sich meldet, also läuft er zu Tür. Oskar hat schon gelernt, dass er immer durch dieses Ding nach draußen kommt und sich dort entspannt lösen kann.
Aber dieses Mal schenkt niemand Oskar Beachtung. Er läuft zu seiner Bezugsperson und schaut sie kurz an, um danach nochmal zur Tür zu laufen. Aber die Menschen, die bewegen sich keinen Meter.
Vielleicht fiept er einmal kurz und schaut wieder wie gebannt auf die Tür – die Menschen schauen ihn an, aber setzen sich auch jetzt nicht in Bewegung. Langsam wird Oskar unruhig, denn die Blase drückt und das Zeug muss raus. Er läuft auf und ab und immer wieder zur Tür. Irgendwann kann er seine Blase nicht mehr kontrollieren und eine kleine Pfütze landet vor der Tür. Oskar hat auf seine Art versucht seinen Menschen zu zeigen, was er braucht.

Du musst deinen Hund beobachten und verstehen können. Dein Hund muss sich immer auf dich verlassen können. Einen Hund wie Oskar dann für die Pfütze zu bestrafen, ist nicht nur absolut fehl am Platz, sondern Gift für eure Beziehung. Wenn dein Hund sich nicht auf dich verlassen kann und du ihm dann auch noch Angst machst, wie soll dann eine sichere Bindung entstehen?
Durch das Beobachten deines Welpen wirst du schnell zum Spezialist für deinen eigenen Hund und kannst damit auch schnell die Bedürfnisse deines Hundes erkennen. Unterstütze ihn immer wenn er es braucht.

Da muss er durch. 

Dank zu wenig Schlaf ist Oskar nicht in Bestform. Und damit wird für Oskar der Alltag schnell zu viel. Beim Spaziergang zieht er an der Leine und erschrickt schnell bei Gegenständen, die plötzlich am Wegesrand liegen.

Du bist es, der seinen Welpen in Situationen bringt, die für ihn schwierig sind. Also bist auch du die Person, die ihm in diesen Momenten helfen muss. Wenn dein Welpe schwierigen Situationen ausgeliefert ist und keine Chance hat dagegen etwas zu tun, fühlt sich dein Welpe immer schlechter – Angst, Frust, Wut und Hilflosigkeit sind vorprogrammiert. Dein Welpe lernt, dass er in deiner Gegenwart keine Chance hat, dir zu zeigen, was er braucht. Dein Welpe lernt, dass du keine Hilfe bist.

Dein Welpe ist überfordert und merkt, dass du es ihm nicht leichter machst. Nicht nur, dass dein Welpe dann schnell lernt unerwünschte Verhaltensweisen zu zeigen – er lernt, dass du nicht der verlässliche Ankerpunkt bist.
Du musst deinem Welpen die Chance geben an kleinen Herausforderungen zu wachsen. Aber du musst herausfinden, welche Herausforderungen dein Welpe meistern kann und für welche er noch mehr Zeit braucht.

Wie viel Unterstützung dein Welpe braucht, ist individuell. Deshalb beobachte deinen Welpen und sorge für Erfolge, zum Beispiel durch kleine Suchspiele oder einen ganz einfachen und kleinen Hindernisparcours. Zu Beginn sollte dein Welpe schnell Erfolg haben, damit er nicht die Lust verliert oder sich mehr traut.
Und ganz wichtig ist, dass dein Welpe freiwillig mitmacht und aufhören kann, wenn er genug hat. Das Selbstvertrauen deines Welpen wird wachsen, wenn er Herausforderungen allein meistert, während du ihn so viel Unterstützung gibst, wie er in diesem Moment braucht.

Eine gute und sichere Bindung entsteht nicht durch einen guten Moment, sondern durch eine Vielzahl an positiven Interaktionen zwischen Mensch und Hund.
Und da wir Menschen uns für einen Hund entscheiden, sollten wir den größten Teil zu diesen positiven Interaktionen beitragen, denn nur dann kann auch der Hund seinen Teil beitragen.

– Lerne deinen Hund zu lesen und verstehen, schenke ihm Vertrauen und unterstütze ihn
– Erkenne die Bedürfnisse deines Hundes und sorge dafür, das diese erfüllt werden
– Lass deinen Hund wachsen durch Herausforderungen, die er mit Erfolg meistern kann

Bitte vergiss nie: Ein Welpe ist ein Welpe ist ein Welpe ist ein Welpe.
Zwang sorgt nicht dafür, dass dein Welpe gern in deiner Nähe ist. Und auch wenn du keinen Welpen mehr Zuhause hast – für eine gute und sichere Bindung ist es nie zu spät.

Spielt der noch oder kämpft er schon?

Zwei Möpse tollen auf einer Wiese herum

Heute konzentrieren wir uns vor allem auf das raue Hundespiel, das manche als „unangemessen“ oder „nicht sicher“ bezeichnen würden.

Auf dem Gebiet des tierischen Verhaltens beziehen sich die Forscher oft auf das soziale Spiel als „Spielkämpfe“, weil es viele der Verhaltensweisen bei realen Kämpfen beinhaltet. Zum Beispiel könnte während des Spiels ein Hund der Jäger sein, einen anderen Hund in das Fell beißen oder einen Kehlenbiß benutzen, um einen Partner zum Boden zu zwingen.

Zwei Möpse tollen auf einer Wiese herum
Hundespiel oder Hundekampf

Hunde wenden auch oft den Hüft-Check an oder rammen den anderen in die Seite. Sie beißen, stehen oder sitzen auf dem anderen Hund, bellen, knurren, zeigen ihre Zähne und legen die Unterseite ihres Kinns über den Hals des Partners.

Trotz der Überschneidungen in den Verhaltensweisen gibt es einige klare Unterschiede zwischen Spielkämpfen und echten Kämpfen.
Beim Spielen hemmen die Hunde ihre Beißkraft und geben ihren Partnern freiwillig einen Wettbewerbsvorteil (Selbstbehinderung),

  indem sie sich beispielsweise auf dem Rücken legen oder sie verlieren sich in einem Laufspiel, ein Verhalten, das bei echten Kämpfen nie passieren würde.
Zusätzlich zur Beißhemmung und Selbstbehinderung zeigen Hunde deutliche Spielsignale wenn sie beispielsweise ihre vordere Hälfte des Körpers auf den Boden stellen und dabei die hintere Hälfte in der Luft halten und übertriebene, federnde Bewegungen verwenden.
Ebenso wiederholen Hunde bestimmte Aktionen um spielerische Absichten während des Spiels zu erneuern.
Diese Aktionen erfolgen oft kurz vor oder unmittelbar nach einem besonders durchsetzungskräftigen Verhalten, wie zum Beispiel einem Biß begleitet von einem Kopfschütteln. Dieses Muster deutet darauf hin, dass spielende Hunde Momente erkennen, wenn ihr Verhalten als ernsthafte Aggression missverstanden werden kann und sie dann ihren Partner daran erinnern: „Ich spiele immer noch.“

Hunde können situationsbedingt körpersprachliche Aktionen durchführen,
die mal das eine und mal etwas ganz anderes bedeuten. Für Menschen, die mit der Vorstellung nicht vertraut sind dass einige nichtmenschliche Tiere diese Fähigkeit besitzen, kann das Spiel, das archetypisch aggressives Verhalten beinhaltet ( wie Knurren, Bellen, Beißen ) ziemlich verwirrend sein. Die Aufmerksamkeit auf den Kontext zu lenken, in dem diese Handlung passiert kann uns jedoch helfen, zwischen Spiel und realer Aggression zu unterscheiden.
Auch wenn der Spielkampf sich von echten Kämpfen unterscheidet haben Hundehalter oft das Bedürfnis aus Unsicherheit zu intervenieren. Manchmal ist es offensichtlich dass zwei Hunde spielen, aber sobald die Hunde beginnen zu Knurren oder ihre Erregung intensivieren, können die Beobachter nicht mehr sicher sein dass die Hunde nicht am Beginn eines Kampfes stehen. Schließlich vermeiden wir Menschen instinktiv einen Hund, der knurrt oder seine Zähne zeigt und es ist nur natürlich zu denken, dass unsere Hunde das gleiche tun sollten.
Wenn Hundehalter ein wirklich rüdes Spiel unterbrechen gehen sie davon aus, dass sie nicht mehr sicher spielen, d.h. Schaden anrichten. Aber was ist, wenn diese Annahme falsch ist?

Für viele (aber nicht alle) Hunde ist ein Spielkampf die primäre Methode um neue Beziehungen zu entwickeln und dauerhafte Freundschaften zu etablieren. Obwohl es im Spiel hauptsächlich um Spaß geht, bietet es auch ernsthafte Möglichkeiten, mit einem anderen Hund zu kommunizieren. In diesem Sinne ist das Spiel eine Art von Sprache. Wenn wir regelmäßig unterbinden, was wir als unangemessenes Spiel ansehen, tun wir unseren Hunden damit einen Dienst oder verwirren wir sie durch ständige einmischen in ihre privaten Gespräche? Am wichtigsten ist, wie können wir den Unterschied Spiel oder Kampf erkennen?

Zuerst müssen wir feststellen ob beide Hunde Spaß haben und weiterspielen wollen. Achtet auf die Haltungen und Mimik. Ihre Bewegungen können leicht sein, sie hüpfen übertrieben und sie können entspannte, offene Münder haben, ähnlich eines Lächelns. Achtet auf Spielsignale die oft recht subtil sein können – manchmal wird das Signal „Ich spiele immer noch“ nur angedeutet oder sehr schnell ausgeführt. Da kommen wir nicht darum herum, das müssen wir als Hundehalter lernen zu lesen.
– Wenn ihr nicht sicher seid ob ein Hund wirklich spielen will, versucht kurz diesen Hund zurück zu halten.
– Wenn der Hund Körperkontakt bei euch sucht und es vermeidet den anderen Hund anzusehen zeigt er Erleichterung bei der Unterbrechung und ihr solltet das Spiel beenden.
– Wenn er aber versucht sich eurem Kontakt zu entziehen um mit dem anderen Hund zu interagieren, lasst es zu.
– Wenn er zum anderen Hund läuft oder ein Spielsignal in seine Richtung lenkt sagt er, dass er weiter spielen möchte.

Eine Interaktion wie die eben beschriebene ist einfach und leicht zu lesen. Doch was ist mit Aktionen, die vielleicht nicht so klar sind?
Müssen wir alle vorgefassten Vorstellungen darüber verwerfen, wie Hunde spielen sollen und sollten? – Zumindest nicht für den Augenblick.
Sind traditionelle No-Go’s wie in den Hals beißen, am anderen Hund zerren oder umlaufen , das wiederholte drangsalieren von einem Hund jetzt immer in Ordnung?
Es hängt alles von den einzelnen Hunden und ihre Art der Beziehung, die sie miteinander haben, ab.

Viele Hundebeziehungen zeigen dass das Spiel nicht unbedingt fair oder ausgewogen sein muss damit zwei Hunde miteinander spielen wollen. Vor Jahren schlugen Wissenschaftler eine 50/50-Regel vor: Zwei Individuen, die sich im Spiel befinden, müssen sie sich abwechselnd in der durchsetzungsfähigeren Rolle befinden. Die Wissenschaftler dachten dass, wenn ein Individuum zu rau oder kraftvoll war würde der andere Hund nicht spielen wollen. Diese Aussage ist allerdings nie empirisch getestet worden.
Wir glauben dass die 50/50 Regel einfach nicht zutrifft.
Hunde müssen sich nicht abwechselnd durchsetzen, damit das Spiel stattfinden kann. Allerdings bedeutet dies nicht , dass Hunde nie ihre Rolle während des Spiels ändern, es bedeutet nur, dass Rollenumkehrungen in der Regel nicht gleichmäßig ausgeglichen sind.
Überraschenderweise werden auch die Hunde, die beim Spiel etwas durchsetzungsfähiger sind, gerne von anderen zum spielen aufgefordert.
Manche Hundehalter unterbrechen diese Interaktionen weil sie befürchten, dass das raue Spiel eskaliert und in einem echten Kampf endet. Beim Spielkampf zwischen zwei Hunden mit etablierten Beziehungen haben wir nie eine einzige Eskalation zu einem echten Kämpfen erlebt. Der ungarische Ethologe Vilmos Csányi schreibt: „In einigen ungarischen Tierrettungsorganisationen koexistieren mehr als hundert Hunde … friedlich nebeneinander.“

Warum spielen Hunde eigentlich?

Einige Hundehalter haben die Vorstellung, dass raues Spiel immer die Vorbereitung für echte Kämpfe ist.
Wissenschaftler haben ursprünglich vermutet, dass Tiere nur Kampf spielen um ihre unmittelbaren Kampffähigkeiten zu verbessern, aber die jüngsten Forschungen deuten in eine andere Richtung. Obwohl wir immer noch nicht ganz verstehen warum Tiere soziale Spiele spielen, deutet die Forschung darauf hin dass Tiere spielen um soziale Bindungen zu bilden, die kognitive Entwicklung zu verbessern, zu üben oder Fähigkeiten für unerwartete Situationen zu erlangen.
Alle diese Vorteile, wenn vorhanden, sind wichtig für unsere Hunde.
In letzter Zeit gab es eine Menge Aufmerksamkeit um die Frage: Wie spielen Hunde sicher miteinander?
Wir empfehlen eine sorgfältige Überwachung des Spiels zwischen Hunden, die sich in der Größe oder im Alter unterscheiden oder die sich nicht gut kennen. Aber Hunde können sehr gut herausfinden, mit welchen Partnern sie spielen möchten und wie sie gut spielen.

Schnecke, ein weiblicher Schäferhund und Oskar, ein männlicher Golden Retriever Mix, sind seit vielen Jahren beste Freunde. Wenn sie spielen knurren sie viel, die Lippen kräuseln sich und die Zähne werden gezeigt. Das Verhalten sieht heftig aus, aber immer gehen dem Verhalten bekannte soziale Verhaltensweisen voran, wie z.B. sich auf dem Boden liegend gegenseitig das Gesicht abzulecken. Auch wenn etwas in der Umgebung plötzlich ihr wildes Spiel unterbrach, schalteten die Gesichter der Hunde sofort in neutrale, aufmerksame Ausdrücke um, während sie sich auf das konzentrierten, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Wenn die Ablenkung keine weitere Aufmerksamkeit Wert war verfielen sie wieder in ihr beängstigendes Spiel und setzten ihre Masken erneut auf. Ihre Ausdrücke und Gesten wurden sofort wieder übertrieben und offensichtlich falsch.

Einige Hunde können sogar trainiert werden, um einen Knurren auf Befehl in einem Kontext zu zeigen, der ansonsten perfekt freundlich ist. Beobachtungen zeigen, dass Hunde bösartige Gesichter freiwillig zeigen können, genauso wie wir, wenn wir nur vorgeben, gemein zu sein.

Knurren ist ein scheinbar aggressives Verhalten, das etwas anderes während des Spiels bedeutet als es in anderen Zusammenhängen tut. Von Forschern wurde Knurren in drei verschiedenen Kontexten aufgezeichnet, einschließlich dem Spiel. Dieses Knurren hat völlig unterschiedliche akustische Eigenschaften als das Knurren, das als Drohung gegeben wird. Als die Forscher die Aufzeichnung des Knurrens anderen Hunden vorspielten konnten diese unterscheiden, in welchen agonistischen (d.h. widersprüchlichen) Kontexten diese gegeben wurden. Wenn Hunde Knurren in der Abwesenheit von klaren kontextuellen Hinweisen (wie ein anderer Hund spielt mit mir) unterscheiden können, wissen sie sicherlich auch wie ein Spielpartnerknurren einzuordnen ist.

Wichtige Anmerkungen
Erstens: Wenn wir über das spielen oder den Spielkampf sprechen meinen wir das Spiel zwischen zwei Hunden, nicht in der Gruppe und nicht unter Ablenkung von anderen Hunden.
Zweitens: Achtet beim spielen zwischen zwei Hunden darauf das niemals Futter oder ein Spielzeug Objekt der Begierde werden kann und damit keine Ressourcenverteidigung das Spiel beeinflusst, daraus kann dann wirklich schnell ein Kampf werden.
Drittens: Vorsicht mit jungen, unerfahrenen Welpen. Wenn dieser früh von anderen Hunden traumatisiert wurde (z. B. in einer schlecht laufenden Welpengruppe), kann ein Welpe schnell zu einem Hund der ängstlich, defensiv oder sogar aggressiv ist heranwachsen.
Viertens: Raues Spiel funktioniert am besten zwischen zwei Hunden, die Freunde sind.
Hunde die oft zusammen spielen entwickeln Rituale, wie z.B. ein eigentlich völlig untypisches Verhalten in einer bestimmten 1:1 Situation zu zeigen. Diese Rituale können aber nur vom befreundeten Spielpartner zuverlässig gedeutet werden, nicht von einem fremden Hund.

Das Problem mit der Dominanz-Theorie

Deutscher Schäferhund

Als Hundebesitzer/in kommt man nicht um den Begriff der „Dominanz“ herum. Auch Hundetrainer/innen haben immer wieder hiermit zu tun.
Es gibt Hunde, die werden von Ihren Besitzern, aber auch von Hundetrainern, als dominant charakterisiert. Dominanz ist aber keine Charaktereigenschaft, sondern beschreibt eine Beziehung zwischen Angehörigen derselben Art in bestimmten Situationen an bestimmten Ressourcen.

Eigentlich stammt die Dominanz Theorie von Hühnern ab. Wissenschaftler fanden heraus, das Hühner eine einfache, lineare Hierarchie ausbilden, die so genannte Hackordnung ( Schjelderupp-Ebbe, 1922).
Diese Theorie wurde dann noch durch eine Studie über gefangene Wölfe verstärkt. In dieser Studie wurden einzelne, gefangene Wölfe in einer Gruppe zusammengefügt und es wurde beobachtet, dass alle Wölfe um die dominierende Rolle in der Gruppe kämpfen (Ziemen, 1971).

Beobachter erforschten die Art und Weise, wie Wölfe im Rudel unerwünschtes Verhalten korrigieren und wendeten dieses dann im Hundetraining an. Eine Reihe von Verhaltensweisen wurden als Dominanzverhalten identifiziert. Dazu gehörten u.a. das vor dem Menschen aus der Tür gehen, sich den Menschen in den Weg legen oder das sitzen/schlafen auf erhöhten Möbeln, z.B. der Couch (Donaldson, 1996). Diese Verhaltensweisen sollten dann im Training „korrigiert“ werden.
Anwendung im Training fanden u.a. langen Blickkontakt halten, schlagen des Hundes bis er jault oder den Hund auf den Rücken in eine unterwürfige Position werfen und festhalten und das Nacken schütteln (Monks of New Skete, 1978)
Viele glaubten, dies sei der richtige Weg, es wäre „wirksam das unerwünschte Verhalten zu unterdrücken“ (Stilwell, 2013).
Diese Art der Ausbildung tut jedoch nichts, um langfristig das zugrunde liegende Verhalten zu lösen und bietet kein alternatives Verhalten für den Hund an.

Es gibt einiges das gegen die Dominanz Theorie spricht. Am Anfang zeigten die Zimen Wölfe tatsächlich einige dominante Verhaltensweisen, aber dies wurde schnell abgelegt, denn die Wölfe waren in Freiheit völlig unabhängig und bei der Beobachtung zusammen in einem kleinen Raum in Gefangenschaft. Für die Wölfe war dies war keine natürliche Umgebung, dementsprechend gestresst waren sie in dieser Situation.
Wölfe bilden in der Regel Familiengruppen, die Eltern sind das Alpha-Männchen und Weibchen (Eaton, 2008). Die Sozialstruktur der Wölfe ist aber viel komplizierter als nur eine lineare Hierarchie mit einem Wolf an der Spitze.
Die Literatur beschreibt sogar das „Wölfe nicht immer im Rudel leben, einige Populationen sogar niemals“ (Coppinger & Coppinger 2001).

In manchen Landstrichen sind auch wilde Hunde dafür bekannt, ihre Gebiete alleine zu durchstreifen. Sie können kleine Gruppen für einen begrenzten Zeitraum bilden, die aber nicht sehr lange halten und die Hundegruppe trennt sich schnell, wenn ein Mensch einem Hund Lebensmittel oder Aufmerksamkeit bietet. In diesen kleinen Gruppen gibt es keinen Alphahund oder Führer. Kein Tier hat die vollständige Kontrolle über alle zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Hunde wurden vor 10.000 bis 15.000 Jahren domestiziert und ebenso lange schlichen sich die Verhaltenszüge der Wölfe durch Züchtung aus. Hunde sind kontaktfreudige Tiere, die aktiv nach Menschen zum zusammenleben suchen, Wölfe auf der anderen Seite sind schwierig zu zähmen und sie suchen in Freiheit niemals aktiv den Menschenkontakt.

Mehrhundehalter könnten jetzt darauf hinweisen dass einer ihrer Hunde dominanter als der andere ist. Das ist aber nur die Hälfte der Wahrheit. In einem Haushalt mit zwei Hunden kann der eine mehr Futter motiviert sein und so mehr Kontrolle über alle Futterressourcen haben. Der andere kann aber mehr Spielzeug motiviert sein und so eine größere Kontrolle über alle Spielzeuge haben.

„Forschung und Untersuchung hat gezeigt, das die Dominanztheorie im Rudel ungenau, ungeeignet und unwirksam ist“ (Fisher 2012).

Die Lerntheorie von modernen Hundetrainern konzentriert sich auf der operanten und klassischen Konditionierung und die Idee, dass, wenn ein Verhalten belohnt wird es wahrscheinlicher ist, auch in der Zukunft wiederholt zu werden. Diese Art der Ausbildung verwendet positive Verstärkung und fördert einen Hund bei einem bestimmten Verhalten ohne einen Hund zu bestrafen, bis er alles richtig macht. Diese Art der Lerntheorie ist Hunden angeboren; es ist die natürliche Art und Weise, wie Tiere lernen.

Weitere Argumente gegen die Verwendung der Dominanz Theorie als eine Möglichkeit der Ausbildung wurde im Journal of Applied Animal Behaviour veröffentlicht, es kommt zu dem Schluss, „dass Trainingsmethoden die auf Grundlage von Konfrontation ausgeübt werden ein entscheidender Faktor für eine erhöhte Inzidenz von Hundebissen sind“ (Stilwell, 2013). Dies zeigt, dass bei der Anwendung der Dominanz Theorie das Hundeverhalten schlimmer werden kann, wenn der Hund fühlt das er keine andere Wahl hat als zu beißen oder anzugreifen. Diese Art der Ausbildung stresst den Hund und verursacht hohe Angst oder Ängstlichkeit und kann bis zu der so genannten erlernten Hilflosigkeit bei Hunden führen (er tut besser gar nichts als Gefahr zu laufen, das Falsche zu tun),diese ist vergleichbar mit einer Depression bei Menschen.

Hunde versuchen nicht Dominanz über ihre Besitzer zu erlangen, Mensch und Hund sind zwei verschiedene Arten.

Hunde sind eng mit Wölfen verwandt, aber sie haben nicht die gleichen Verhaltensweisen. Es ist ein 15.000 Jahre dauernder, evolutionärer Abstand zwischen den beiden Spezies. Der Haushund ist kein Rudeltier und hätte ohne die Beziehung mit den Menschen kaum eine Chance zu überleben. Ich denke, dass die positive Verstärkung der richtige Weg ist , ein Weg, der dem natürlichen Lernen der Hunde entspricht.

Und zum guten Schluss: „Um von einem Wolf abzustammen muss man kein Wolf sein“ (Donaldson, 1996).

Referenzen:
Schjelderupp-Ebbe , (1922) Beiträge zur Sozialpsychologie des Haushuhns / Zeitschrift für Psychologie Band 88.

Coppinger, R., Coppinger, L. (2001) Dogs: A New Understanding of Canine Origin, Behaviour and Evolution.

Donaldson, J. (1996) The Culture Clash.

Eaton, B. (2008) Dominance in Dogs: Fact or Fiction.

Fisher, J. (2012) Think Dog.

Monks of New Skete. (1978) How to be Your Dog’s Best Friend.

Stillwell, V. (2013) Train Your Dog Positively.

Ein weiterer interessanter Link zu dem Thema gibt es vom Tierarzt Ralf Rückert … und vergib uns unsere Schuld!

Die Pubertät beim Hund

Pubertät beim Hund

Wer seinen Hund ab Welpenalter kontinuierlich trainiert setzt die besten Eckpunkte um auch im späteren Hundeleben eine gute und stabile Beziehung zu erhalten. Doch gibt es (Welpenbesitzer müssen jetzt ganz stark sein) eine Zeit in der Entwicklung, die das zusammen leben bzw. arbeiten mit dem Hund nicht immer angenehm gestaltet: die Pubertät.

Pubertät beim Hund
Hundespiel oder Hundekampf

Die Pubertät des Hundes

beginnt ca. im sechsten Monat, nachdem Ende des vierten Monats der Folgetrieb nachzulassen beginnt. Die Pubertät ist ein Teil der Adoleszenz. Dies bezeichnet die Phase des Heranwachsens die in der Kindheit beginnt, über die Pubertät hinausgeht und ihr Ende im Erwachsenensein findet. Und diese Phase, von der Pubertät bis zum erwachsenen Hund, in der im Gehirn fast alles neu strukturiert wird, kann je nach Hundepersönlichkeit schon mal anstrengend sein. In dieser Phase ist der Hund zwar körperlich so gut wie ausgewachsen, aber emotional und sozial noch auf der Suche nach seinem Platz in der Welt.

Der Eintritt und die Dauer der Pubertät ist rasseabhängig und kann stark variieren. Es wird davon ausgegangen das Hunde erst mit ca. 24- 36 Monaten erwachsen werden.  Ein Herdenschutzhund hingegen kann schon mal vier Jahre brauchen, bis er wirklich erwachsen ist und manche Experten gehen bei kastrierten Hunden davon aus, dass sie nie erwachsen werden.

Französische Bulldogge

So gehorsam und gelehrig die Welpen auch waren, 
wenn die Geschlechtsreife eintritt, stellen die meisten Hunde die Geduld ihrer Halter auf die Probe und ihre Ohren auf Durchzug. Die Prioritäten des Junghundes verschieben sich komplett. Selbstbelohnendes Verhalten bekommt einen hohen Stellenwert, jede Blume auf der Wiese hat für den Hund manchmal mehr zu bieten als Sie als Bezugsperson. Einmal gelerntes wird plötzlich nicht mehr ausgeführt, vom Hundehalter oftmals als bockig, zickig oder stur beschrieben. Auf der anderen Seite zeigt der Hund sich oft empfindlich, ein lautes Wort von Ihnen lässt ihn zusammen zucken und wird mit beleidigtem Blick quittiert.  Es wirkt manchmal paradox, das der Hund auf der einen Seite stur wie ein Esel scheint, auf der anderen Seite aber das Sensibelchen heraushängen lässt.

Versetzten wir uns doch einmal in die Lage eines pubertierenden Hundes. Er entdeckt den Unterschied zwischen Rüden und Hündinnen, er hat durch Zahnwechsel und Wachstumsschübe manchmal Schmerzen und die Hormonschwankungen verwirren ihn. Verknüpfungen im Gehirn, die schon als gefestigt galten, werden gekappt und müssen neu gebildet werden. Und neben dem Drang die Welt zu entdecken spielt plötzlich das genetisch bedingte Verhalten, wie z.B. zu hüten, zu jagen oder zu bewachen eine Rolle.

Damit muss das Mensch/Hund Team erst einmal fertig werden.

Wie soll man sich jetzt verhalten?

Einfach gesagt – die Nerven behalten und Ruhe bewahren.

Spielen Sie viel mit ihrem Hund. Loben Sie gutes Benehmen, setzten aber Grenzen. Führen Sie die beim Welpen begonnene Grunderziehung, auf das Alter und Lernverhalten ihres Junghundes angepasst, fort, verkürzen aber die Zeit aller Übungseinheiten. Überfordern Sie Ihren Hund nicht. Vergessen Sie nicht, das der körperliche Eindruck und die geistige Entwicklung nicht im Gleichklang stehen. Bieten Sie ihrem Hund etwas neues an, z.B. Targettraining, Tricks oder Nasenarbeit, etwas was ihm Spaß macht. Rechnen Sie auch mal mit frechem Verhalten oder rebellischem Mut.

Sorgen Sie dafür, dass der Junghund es sich gar nicht erst angewöhnt andere Hunde zu belästigen oder unterwegs mal schnell eine Prügelei anzuzetteln. Unterbinden Sie dieses Verhalten sofort, aber bitte immer mit Ruhe und Verstand. Irgendwann bemerken Sie dann dass die pubertären Allüren allmählich abflachen. Und wenn Sie ihren Hund bis hier hin liebevoll aber konsequent erzogen haben, werden Sie einen tollen Begleiter für ein ganzes Hundeleben haben.

Hundetips in den sozialen Medien

Soziale Medien - Socialmedia
Soziale Medien - Socialmedia

Ihr kennt das doch….

…., irgendein Donnerstag in der Woche, viel zu spät von der Arbeit los gekommen, jetzt noch schnell mit dem Hund los. Nur wohin?

Da man ja zu spät ist, der Hund gerne spielt, mal wieder Sozialkontakte haben soll und einem das Gewissen quält natürlich auf die Hundewiese in den Freilauf. Gerne werden dabei von einigen anderen Hundebesitzern, ob bewusst oder nicht, ihre eigenen Trainingserfolge missionarisch verteilt.

…., es gibt auf den verschiedenen Sozialen Plattformen,hier sei mal Facebook als Beispiel genannt, doch Supergruppen die sich mit dem Thema Hund auseinander setzen. Von reinen „man verabredet sich zum Gassigehen“ bis zu Gruppen, die sich über den Umgang mit angeblich aggressiven Hunden austauschen, alles ist vorhanden.

Ist euer Hund ist im Freilauf nur glücklich? Sind Erziehungstipps über das Internet, besonders bei möglichen Bissverletzungen – egal ob bei Mensch oder Hund, wirklich gute Tipps?

Wir sind, was die Wichtigkeit der Sozialkomponente auf Hundewiesen im Freilauf angeht, ja bekannt dafür diese als nicht allzu hoch einzuschätzen. Leider trifft dies auch auf viele Facebookgruppen zu. In den Selbsthilfegruppen, ja selbst in reinen Trainergruppen, gibt es Fragen und Antworten, die an der fachlichen Kompetenz deutlich zweifeln lassen.

Und was haben die Freilaufflächen und Facebook jetzt miteinander zu tun?

Ziemlich viel, nämlich das Wohlbefinden eurer Hunde.

Um das jetzt noch einmal darzustellen: Hunde brauchen keine Hundewiesen ( bzgl. ihrer Sozialkontakte ). Punkt, fertig. Die Chance das ein Hund dort etwas im zusammengewürfelten Haufen lernt geht gegen NULL.

Und verantwortungsvolle Hundehalter benötigen ebenfalls keine Selbsthilfegruppen im Internet. Alle Tipps die dort aus der Entfernung gegeben werden beziehen sich bestenfalls auf ein standardisiertes Verhalten beim Hund. Das ist aber nicht euer Hund.

Dieses Gleichmachende hat euer Hund nicht verdient, ebenso wenig wie die Meinung das der Freilauf mit unbekannten anderen Hunden etwas bringt.

Na super, jetzt soll ich mich nicht mehr mit anderen über die Erziehung mit meinem Hund austauschen. Womöglich soll der Text nur dazu dienen das ich der Hundeschule Geld in die Kasse bringe.

Genau. Geld in der Kasse ist super. Darum geht es hier ausnahmsweise aber nicht. Es geht darum das man bei eigenen Kindern auf dem Spielplatz sich doch bestimmt nicht von anderen Eltern anhören möchte das

– er da durch muss

– Elektrohalsbänder super gegen weglaufen helfen

– die das unter sich regeln oder

– wenn er nicht hört, einfach mal auf den Rücken drehen und festhalten, etc., etc., etc.

Wie tief müssen Hundebesitzer, freie Erziehungsspezialisten und Hundetrainer gefallen sein um so etwas zu propagieren?

Hunde sind keine Kinder? Stimmt. Aber woran liegt es dann das man Kinder theoretisch völlig problemlos erziehen kann, Hunde anscheinend aber nicht. Das muss dann ja am Hund liegen.

Oder vielleicht doch nicht immer?

Kommunikation ist das Schlüsselwort. Dies beinhaltet aber immer eine Kommunikation in beide Richtungen. Ich kommuniziere mit meinem Hund, lasse die Kommunikation von meinem Hund aber nicht zu oder verstehe ihn nicht, da ist klar wo das endet. Und genau diese Fragen und Antworten von eurem Hund werden in keinem Internetforum, Facebookgruppe oder auf dem Hundeplatz beantwortet oder erklärt.

Ouch, jetzt tut man einigen aber gehörig unrecht.

Bestimmt. Jeder sieht es doch immer aus seiner kleinen beschränkten Sichtweise, in seiner kleinen Welt. Und wir sehen das aus der kleinen Sicht unserer Hundeschule und unserem Ansatz, den Leuten wirkliche Hilfestellungen zu geben. Wenn ihr wüsstet wie oft wir „nach dem Freilauf auf der Hundewiese wird es immer schlimmer“ und „ich habe da ein Video gesehen und gehe jetzt immer als erster durch die Tür, bringt bisher aber nichts“ hören, ihr könntet uns etwas besser verstehen.

Welpenschutz

Ein Carea Leònes Welpe

Welpenschutz ist ein weit verbreiteter Irrtum unter Hundehaltern.

Welpenschutz:

Er besagt, dass Welpen angeblich von älteren Hunden nicht angegangen und nicht verletzt werden.
Es gibt bei Hunden zwar tatsächlich eine Art begrenzten Welpenschutz, dieser gilt jedoch nur im eigenen Rudel bei direkten Verwandten.
Viele Hunde sind Welpen gegenüber zwar toleranter, man darf sich bei dem Kontakt mit fremden Hunden aber nicht auf einen ( nicht vorhandenen ) Welpenschutz verlassen.
Es gibt genügend erwachsene Hunde die von Welpen genervt sind oder sich belästigt fühlen und dann auch schnell einmal beißen oder durch extreme Körperlichkeit ( z.B. auf den Welpen legen ) den Welpen maßregeln.
Weitere unerwünschte Verhaltensweisen sind beispielsweise umlaufen/rempeln, mehrere Hunde jagen einen Hund, am Schwanz ziehen o.ä.. Daher ist der Umgang für einen Welpen in einem Welpenkurs unter „gleichaltrigen“ optimal.

Welpenbegegnung:

Wie sollte man also damit umgehen bzw. wie sollten Hundebegegnungen für einen Welpen ablaufen?

– Erstens und extrem wichtig: Ein Hund lernt immer. Dauerhaft, in jeder Situation, in jedem Alter.
Versuchen Sie nie Ihren Welpen mit anderen Hunden in eine Situation zu bringen aus der er negative Erfahrungen mitnimmt.

– Das ‚ da muss er durch damit er das lernt ‚ ist Blödsinn und richtet nur Schaden an.
Sie sind der Bezugspunkt für Ihren Welpen und haben für seine Sicherheit zu sorgen, wie soll er Sie sonst als Vertrauens- und Bezugsperson ansehen?
Oder würden Sie zusehen wie ihr Kind auf dem Spielplatz von anderen Kindern gemaßregelt wird?
Es sollten nur möglichst positive Hundeerfahrungen gesammelt werden.

Ein Carea Leònes Welpe

– Bei unbekannten Hundebegegnungen immer erst beide Hunde an der Leine lassen und mit dem anderen Hundehalter klären, wie sein Hund auf Welpen reagiert. Falls nur kleinste Zweifel bestehen die Begegnung lieber ausfallen lassen.

– Wenn Sie im privaten Umfeld einen Spielpartner für ihren Welpen gefunden haben versuchen Sie nur 1:1 Situationen, überschaubar und durch Sie aufmerksam beobachtet, herzustellen. So kann der Welpe sich viel besser auf den Spielpartner einstellen und sein eigenes Sozialverhalten festigen.

– Bitte nicht einen Welpen in eine Gruppe fremder erwachsener Hunde lassen, das geht fast immer schief.

– Lassen Sie auf relativ kurze Spieleinheiten längere Pausen folgen, auch wenn ihr Welpe weitermachen und zum Spielpartner zurück möchte. Beschäftigen Sie sich in dieser Pause mit ihrem Hund ohne zu spielen, ohne Druck. Streicheln Sie ihn oder bieten ihm körperliche Nähe an, damit dieser zur Ruhe kommt.

Wenn das alles klappt hat ihr Welpe wirklich etwas positives gelernt.

Hunde und Kommunikation

ein English Shepherd

Kann ich deinen Hund streicheln?
Oder warum es immer in Ordnung ist, Nein zu sagen.

Hunde, Menschen und die Kommunikation.

Sehen wir uns als Beispiel mal einen Hütehund an, 12 Monate alt, schnelle Auffassungsgabe und sehr fit. Nennen wir sie Lotte.

Ihr Besitzer benötigt Hilfe weil, wie er sagt, Lotte einige Probleme mit fremden Personen hat.
In den ersten paar Monaten, nachdem Lotte als Welpe eingezogen war gab es keine Probleme, sie besuchte einen Welpenkurs ohne Probleme , sie ging gerne spazieren und war über jeden Besuch erfreut. Sie liebte es auch ihren Besitzer an den Wochenenden mit einer Gruppe von Freunden bei Wanderungen zu begleiten.
Je älter Lotte wurde, um so unabhängiger und distanzierter verhielt sie sich.
Obwohl sie es sehr genoss zu Hause mit ihrem Besitzer auf der Couch zu kuscheln und mit einigen Wanderfreunden etwas gröber zu spielen tendierte sie dazu, viele Freunde ihres Besitzers auf ihren Wochenendausflügen zu meiden.
Dies fiel natürlich einigen Wanderfreunden auf und als sie ihren Besitzer darauf ansprachen war dieser besorgt, dass Lotte nicht genug sozialisiert ist.

Etwas verunsichert versuchte der Hundehalter das Verhalten von Lotte zu verbessern und seinen Fastnochwelpen mit so vielen Leuten wie möglich zu sozialisieren. Bewaffnet mit einer Tasche bester Fleischwurstscheiben nahm er Lotte jeden Tag nach der Arbeit mit in den Park – jeder Passant, den sie begegneten, wurde gebeten, Lotte freundlich anzusprechen und ihr ein Leckerchen zu geben.
Wenn ihr Besitzer im Baumarkt oder in der Apotheke Besorgungen machte, Lotte war immer dabei.
Wirklich überall wo sie hingegangen sind, bat er die Leute Lotte zu begrüßen – und die Leute halfen gerne. Sie war ein auffallend schöner Hund, alle wollten sie streicheln und ihr ein Leckerchen anbieten.
Lottes Besitzer machte eine tolle Arbeit um sie mit Fremden zu sozialisieren. Man nimmt viele verschiedene Orte, trifft neue Leute und die Leckerchen helfen, für den Hund eine positive Erfahrung zu schaffen.

Es gab nur ein Problem. Lottes Verhalten wurde nicht besser.

Ihr Besitzer stellte bestürzt fest das das Verhalten seines Hundes sogar eine dramatische Wende zum schlechteren genommen hat. Wo Lotte vorher ein beiläufiges Interesse an anderen Menschen gezeigt oder sie völlig ignoriert hatte, bellte und knurrte sie jetzt jeden an, den sie auf ihren Spaziergängen begegneten.
Ihr Besitzer versuchte, dieses Verhalten zu benennen und beenden, indem er laut NEIN sagte, wann immer sie knurrte und (wie von einem früheren Trainer angewiesen) dann hielt er sie kurz an der Leine, so das die entgegen kommenden Menschen, so weit sie dann überhaupt noch wollten, Lotte streicheln und mit Fleischwurst bestechen konnten.
Irgendwann hatte Lotte versucht eine Person zu beißen, die sich ihr in zwei verschiedenen Situationen näherte. Ihr Besitzer war verzweifelt.
Was könnte er noch tun?

Wenn man sich Lotte auf dem Trainingsplatz genauer anschaut sieht man einen äußerst interessanten Hund.
Sie war in vielerlei Hinsicht kein typisch reaktiver Hund – nicht allzu ängstlich, kein nervöses Keuchen oder Hecheln. Geräusche und beiläufige Bewegungen schienen sie nicht zu irritieren.
Sie betrachtet zwar jeden zunächst vorsichtig und saß außen am Zaun, entspannte aber merklich sobald sie sah, das sich niemand mit ihr beschäftigte.
Während man mit ihrem Besitzer spricht lässt man ein kleines Stück Käse fallen, Lotte sucht es begeistert im Gras und frisst es genüsslich auf.
Sie hat sich auch die Zeit genommen, den ihr gegeben Raum zu erkunden – mal den Kopf in die Agilitytunnel stecken, die Gerüche anderer Hunde am Boden mit großem Interesse erforschen und viel schnüffeln, um evtl. verlorene Leckerchen auf dem Platz zu finden. Nach einiger Zeit legt sie sich scheinbar zufrieden neben die Füße ihres Besitzers und schließt die Augen für ein Nickerchen.

Alles in allem nicht die Art von Verhalten, das man von den meisten reaktiven Hunden erwartet.
Lotte liegt friedlich entspannt auf dem Boden, wie ein perfekt normaler Hund.
Ein paar Fragen an den Besitzer:
„Glaubst du, dass Lotte es genießt, wenn sie gestreichelt wird?“
Ihr Besitzer hält für einen Moment inne. All seine fleißige Arbeit – und er war eine außergewöhnlich freundliche, intelligente Person, die wirklich das Beste für seinen Hund wollte – er hatte nie viel darüber nachgedacht.
„Nun – ja, ich glaube, sie tut es. Sie ist ein süßes Mädchen, wirklich! Wenn wir zuhause sind kuschelt sie die ganze Zeit mit mir.“

„Wie ist es an anderen Orten, mit Leuten, die sie nicht so gut kennt? Ist sie jemals zu Fremden gegangen um sich streicheln zu lassen wenn die Entscheidung ihr überlassen wurde?“
Ihr Besitzer sagte nichts und dachte nach.

Ich habe Lottes Namen gerufen. Sie hob sofort den Kopf, ihre Ohren sprachen Bände. Ich warf ihr noch ein bisschen Käse hin, den sie eifrig aus dem Gras suchte.
Ich setzte mich in einiger Entfernung von ihr auf den Boden.
„Hallo du hübscher Hund, komm her.“ Ich breitete meine Hände aus und lächelte sie an.
Sie reagierte auf meine Mätzchen mit einer Art langweiliger Verachtung, dann wandte sie den Kopf ab. Ein höfliches aber entschiedendes „Nein Danke.

Viele Leute dachten: Oh, das ist aber ein schöner Hund, den kann man doch bestimmt streicheln.
Ihr Besitzer wollte natürlich auch dass sie freundlicher Hund ist und jeden auch dementsprechend begrüßt.
Niemand hatte jemals Lotte gefragt was sie wollte.

Lottes Geschichte ist nicht so ungewöhnlich wie man denkt. Sie war kein gemeiner oder aggressiver Hund – sie liebte es einfach, allein gelassen zu werden um mit dem zufrieden zu sein, was sie tat.
Genau wie der Mensch ist jeder Hund anders. Manche lieben Streicheln und Aufmerksamkeit von Fremden, während andere lieber ihre Individualdistanz haben. Keiner dieser Persönlichkeitstypen ist besser als die anderen – sie sind einfach wie sie sind.

Mein Onkel war der freundlichste Mensch den ich je kannte. Er hat wirklich viele Leute geliebt – eigentlich alle. Er interessierte sich für ihre Geschichten und liebte es mit ihnen darüber zu reden. Überall wo er hin ging war er sicher, ein halbes Dutzend Leute zu treffen die er kannte. Er war die Art von Person, die ein freundliches Gespräch mit einem Fremden in der Schlange an der Supermarktkasse wirklich genoss, dies konnte gerne auch mal zeitlich ausarten.
Im Laufe meines Hundetraineralltages habe ich eine Reihe von Labradore und Golden Retriever getroffen die mich sehr an meinen Onkel erinnerten. Sie gingen glücklich durch das Leben mit einem freundlichen Grinsen und einem sanft wackelnden Schwanz und liebten es jeder Person freundlich Hallo zu sagen.
Sie suchen Körperkontakt wo immer es geht und bei jeder Gelegenheit lassen sich den Bauch kraulen. Nichts macht sie glücklicher als mit Leuten zu kommunizieren und diese Bekanntschaften zu pflegen.
Dies sind die wirklichen Therapiehunde auf dieser Welt und ideale Familienhunde, die alle lieben die sie treffen.

Diese Hunde (und Leute) existieren. Aber was ist mit denen, die nicht so sind?

Ich muss zugeben dass ich nicht wie mein Onkel bin. Ich genieße es, mit Menschen in bestimmten Situationen zu interagieren, vor allem Eins-zu-eins oder in kleinen Gruppen – aber ich bin viel introvertierter als er und soziale Kontaktgespräche brauche ich nicht 24 Stunden am Tag.
Wenn ich in den Supermarkt gehe bin ich da um Lebensmittel zu kaufen. Ich möchte die Artikel auf meiner Liste bekommen und bezahlen. Wenn jemand darauf bestehen würde dass ich mich mit jedem einzelnen Menschen, der meinen Weg kreuzt auszutauschen – ich würde schnell gereizt und ungeduldig werden.

Das ist genau so, wie Lotte sich fühlte, jedes Mal wenn ihr Besitzer sie zum engen kommunizieren drängte.
Am Anfang war sie nicht besonders reaktiv oder aggressiv gegenüber Menschen, die sie nicht kannte – sie hatte einfach nicht viel Interesse daran, in ihrer Nähe zu sein.
Es gibt einige Hunde, die nicht viel darauf geben von Fremden berührt zu werden, auch wenn sie zu Hause das Streicheln und Kuscheln mit ihren Menschen genießen.
Genau wie wir?

Leider waren für Lotte die gut gemeinten Bemühungen ihres Besitzers um die Sozialisierung für sie kein Erfolg, es machte es nur noch schlimmer. Aus ihrer Perspektive war die Welt plötzlich ein viel unangenehmerer Ort geworden.
Als Welpe konnte sie bei ihrem Herrchen in Ruhe schnüffeln, nach Herzenslust ihr kleines Reich erforschen oder auf ihren Wandertouren frei laufen, ohne sich belästigt zu fühlen.
Aber jetzt schien es dass jeder den sie sahen entschlossen war in ihren persönlichen Raum einzudringen – jeder ging zu ihr hin und ignorierte ihre höflichen Versuche darauf hinzuweisen, dass sie nicht Hallo sagen wollte.
Viele steckten ihre Hände in ihre Nähe und bestanden sogar darauf sie zu berühren. Kein Wunder dass sie zunehmend misstrauisch gegenüber Fremden wurde, sie begann zu bellen und zu knurren – sie hatte schon lange versucht die Leute höflich zu bitten, sie in Ruhe zu lassen aber niemand hörte ihr zu.
Das sie dann noch mit Leckerchen belohnt wurde machte sie leider nur noch frustrierter und aufgeregter. Da war es nur noch ein kleiner Schritt zum schnappen und beißen, weil sie keine anderen Optionen hatte. Jeder andere Versuch ihrer Kommunikation war falsch ausgelegt oder ignoriert worden.
Lotte hatte eigentlich keine Lust, irgendjemandem Schaden zuzufügen, sie war ansonsten ein sehr freundlicher Hund. Sie wollte nur, was wir alle wollen – das ihr Nein respektiert wird.

Als Hundebesitzer kann es durchaus schwierig sein, Gedanken und Gefühle nicht auf das eigene Tier zu übertragen.
Viele Leute erwarten nur interessierte Hunde, die eifrig mit jedem interagieren den sie treffen. Wenn wir mit unseren Hunden spazieren gehen oder mit ihnen an öffentlichen Orten unterwegs sind entsteht oftmals eine enorme Menge an sozialem Druck weil viele den Hund streicheln wollen. Einige Personen sind oft sehr beharrlich um mit dem Hund zu interagieren, sie können aber die Körpersprache deines Hundes nicht gut genug lesen um zu verstehen wann ihr handeln unerwünscht ist.
Das bringt dich in die Situation, erkennen zu müssen wann deinem Hund etwas unangenehm ist, du bist in diesem Moment der Experte der die Lage bewerten muss. Wenn ein Passant darum bittet deinen Hund berühren zu dürfen beobachtet genau die Reaktion bevor ihr zustimmt. Wenn euer Hund freudig mit dem Schwanz wedelt und sich mit lockerer, entspannter Körpersprache vorwärts bewegt, ist dies ein guter Hinweis darauf, dass er gerne Hallo sagen würde. Wenn er den Kopf wegdreht, angespannt oder unsicher aussieht oder versucht sich hinter dir zu verstecken, sie sagt euer Hund Nein – respektiert die Wahl und geht weiter.

Zum Glück für Lotte hat ihr Besitzer diesen Ansatz sehr begrüßt. Es wurden folgende Änderungen an ihrem Trainingsplan vorgenommen:
– Lotte musste keinem Fremden erlauben sie zu streicheln, es sei denn, sie hat die Interaktion eingeleitet, indem sie sich ihnen zuerst näherte. Wir haben auch darüber gesprochen, wie er ihre Körpersprache zu lesen lernt um sicherzustellen, dass sie entspannt und glücklich ist als sie interagierte – wenn es irgendeine Spannung oder Ungewissheit gab, würde ihr Besitzer ihren Namen nennen, ihr ein Leckerchen geben um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen und mit ihr weg gehen.
– Für den Fall das sie jemanden auf der Straße anbellt nutzten wir einen Teil des Trainings, den wir für einige ( nicht alle ) Leinenaggressionsprobleme verwenden. Im Wesentlichen haben wir einen verbalen Marker („Ja!“), gefolgt von einer Belohnung für jedes Mal, wenn sie eine Person nur ansah. Dies lehrte sie, dass sobald ein Fremder zu sehen war, ruhiges ansehen ein deutlich positiveres Gefühl hinterlässt, zumal jetzt auch niemand ungefragt ihre individuelle Distanz unterschritt
– Keine Strafe jeglicher Art (einschließlich mündlicher Korrekturen) zum Knurren, Bellen oder sonstigen Hinweisen darauf, dass sie sich unangenehm fühlte. Kommunikationssignale beachten anstatt „Fehlverhalten“ korrigieren. Das Ziel war es zu verhindern, dass sie das Bedürfnis hatte zu knurren oder zu bellen – aber wenn dies geschah, wurde ihr Besitzer angewiesen, sich einfach weg von dem zu bewegen, was sie verärgert hatte. Dann loben und belohnen, sobald sie weit genug entfernt waren um mit ihrem Besitzer kommunizieren zu können.

Innerhalb von ein paar Wochen verhielt sich Lotte viel besser auf ihren Spaziergängen. Sie genossen auch ihre Wanderungen wieder, da ihr Besitzer seine Freunde gebeten hatte sie einfach in Ruhe zu lassen, wenn sie sich nicht freiwillig näherte.
Die Leute, die direkt zu ihr gehen wenn sie an der Leine ist sind immer noch schwierig, wahrscheinlich weil dieses Szenario so oft eine unerwünschte Interaktion in der Vergangenheit vorhergesagt hat.
Sobald sie sich auch in dieser Situation sicher fühlt, was noch einige Wochen oder Monate dauern kann, wird sie es, in bestimmten Kontexten, genießen Hallo zu sagen. Sie kann sogar feststellen, dass ein wenig streicheln nett ist, hin und wieder.
Und wenn sie es nicht tut, ist das auch okay. Sie ist ein schöner Hund.
So wie es sein sollte, es ist ihre Wahl.

Positive Verstärkung

Positive Verstärkung

Was ist positive Verstärkung in der Hundeerziehung?

Der Begriff bezieht sich auf eine umfassendere Philosophie der Hundeausbildung sowie auf eine bestimmte Methode, ist aber auch ein Fachbegriff mit einer bestimmten Definition. Ich möchte zunächst die Definition betrachten.

Positive Verstärkung ist ein sehr effektiver Weg, um Hunde (und andere Tiere) zu trainieren .
Positive Verstärkung bedeutet, unmittelbar nach dem Auftreten eines Verhaltens etwas hinzuzufügen das die Häufigkeit des Verhaltens erhöht.
Der Begriff gliedert sich in zwei Teile. 
Verstärkung bedeutet, dass das Verhalten anhält oder an Häufigkeit zunimmt. (Wenn das Verhalten stattdessen nachlässt ist es keine Verstärkung).
Positiv bedeutet dass etwas hinzugefügt wird.

Der Begriff bezieht sich auf eine umfassendere Philosophie der Hundeausbildung sowie auf eine bestimmte Methode, ist aber auch ein Fachbegriff mit einer bestimmten Definition. Ich möchte zunächst die Definition betrachten.

Welche Art von Belohnung wird zur positiven Verstärkung verwendet? 

Für die meisten Hundetrainer ist das Futter die beste Belohnung . Das liegt daran, dass alle Hunde gerne fressen, es ist effizient, kann schnell geliefert werden.

Spielen wird auch als Belohnung beim Hundetraining verwendet. Zum Beispiel ein Zerr- oder Ballspiel. 

In der Praxis eignet sich Futter am besten für die meisten alltäglichen Hundetrainingssituationen. Sie können es viel schneller liefern (überlegen Sie, wie lange es dauert, ein Spiel zu spielen, verglichen mit der Zeit, die Ihr Hund benötigt, um eine Leckerei zu verschlingen). Das heißt, Sie können sofort eine weitere Wiederholung durchführen. 

Manchmal behindert das Spielen auch das, was Sie unterrichten möchten. Die Zeit zwischen den Aufgaben wird durch das Spiel einfach zu lang.

Streicheln und Lob werden auch als Belohnung empfohlen aber man muss mal aus der Sicht des Hundes darüber nachdenken.
Eine Studie von Wissenschaftlern ergab, dass Hunde kein Interesse an Lob haben. Es muss konditioniert sein, um etwas zu bedeuten. 
Wenn zum Beispiel auf „guter Junge“ immer eine Belohnung folgt wird dem Hund schnell klar, dass dies eine Belohnung voraussagt aber ansonsten uninteressant ist.

Die meisten Hunde lassen sich gerne streicheln, aber die gleichen Wissenschaftler stellten auch fest, dass Hunde das Futter als Belohnung für die Hundeausbildung dem Streicheln vorziehen
Es gibt noch eine zweite Studie in denen Futter und Streicheln als Belohnung in einer Hundetrainingssituation verglichen wurden . Sie kommt zu dem Schluss, dass die Futtergabe zu besseren Ergebnissen im Training führt.

Auch das Effizienzproblem ist relevant: Futter ist schneller einsetzbar,
daher ist es eine effektive Belohnung um als positive Verstärkung zu dienen.

Welche Futterbelohnungen sollte ich für meinen Hund verwenden? 

Es gibt eine große Auswahl an Futterbelohnungen, angefangen von Leckereien, die Sie in der Tierzubehörhandlung kaufen können, bis hin zu eigentlich menschlicher Nahrung die auch für Hunde geeignet ist und Sie selbst leicht herstellen können.

Suchen Sie sich etwas aus das Ihrem Hund wirklich schmeckt. Natürlich sollte es zu einer ausgewogenen Ernährung passen. Sie können auch Belohnungen variieren, entweder um Abwechslung zu bieten oder um sie an die Aufgabe anzupassen, die Sie gerade trainieren.

Wenn Sie beispielsweise viel trainieren, sind kleingeschnittene, angebratene Hühnerwürfel oder gewürfelter Käse gut geeignet. Sie können auch winzige Leckereien verwenden, damit Sie nicht überfüttert werden (einige sind in Miniaturgröße erhältlich).
Verwenden Sie Ihre allerbesten Belohnungen nur für den Rückruf.

Zu den Arten von Lebensmitteln die Sie beim Training zur positiven Verstärkung verwenden können gehören: kleine Hühnchenstücke, kleine Stücke Roastbeef, Käsewürfel, getrockneter Fisch, Karotte, Salami, Schinkenstücke, Erbsengroße Fleischwürfel etc.

Haben Ihnen einige dieser Dinge das Wasser im Mund zusammen laufen lassen? 
Das ist gut, denn das ist der Effekt, den Sie bei Ihrem Hund haben möchten! 
Natürlich verwenden Sie nicht eine ganze Scheibe Schinken auf einmal. Verwenden Sie etwas von der Größe einer Erbse. 
Probieren Sie verschiedene Futterprämien aus um herauszufinden welche Ihr Hund bevorzugt.
Sie können nicht nur mundgerechte Stücke sondern Futterprämien auch in einer Tube mitnehmen, eine sehr saubere Sache für unterwegs.

Hunde sind keine Wölfe, sie können nicht in freier Wildbahn überleben.
Hunde sind seit Jahrtausenden vom Menschen abhängig der für Ihr Futter sorgt. Warum sollte man sich das beim Training nicht zunutze machen?
Wenn Hunde wählen können zwischen einer Futterbelohnung und einem Lob werden sie sich für das Futter entscheiden. Hunde sind Opportunisten.

Ein wichtiger Aspekt bei der positiven Verstärkung ist die Aktivität des Hundes. Beim Training bringen wir den Hund in die Lage, das gewünschte Verhalten zumindest im Ansatz zu zeigen.
Er arbeitet dabei aktiv mit und bestimmt durch sein Verhalten und den Fortschritt den weiteren Trainingsverlauf, der dem Lernverhalten des Hundes angepasst wird. Dies geschieht durch sorgfältigen, drucklosen Verhaltensaufbau und die entsprechende Gestaltung der Lernsituation.
Zu keiner Zeit setzen wir den Hund hierbei unter „Zugzwang“, in dem wir Druck generieren. Reagiert der Hund auch nur ansatzweise wie gewünscht, belohnen wir den Hund durch den Einsatz eines Verstärkers.

Was ist keine positive Verstärkung?

Wenn Sie Druck auf Ihrem Hund ausüben um ein Verhalten zu erzeugen und danach den Hund belohnen – ist dies keine positive Verstärkung.
Das heißt, es erfolgt zunächst mehr oder weniger viel Druck an gewünschter Stelle um dem Hund begreiflich zu machen, was erwartet wird. Reagiert der Hund nicht, wird dieser Druck in der Regel aufrecht erhalten oder sogar erhöht, bis die gewünschte Reaktion folgt.
Der Hund reagiert demnach gewissermaßen unter „Zugzwang“, denn die einzige Möglichkeit, den Druck loszuwerden ist, sich richtig zu verhalten. Der Hund wird also in jedem Fall etwas tun und so versuchen, die richtige Lösung zu finden. Erst, wenn dies geschehen ist, wird der Hund belohnt.
Im Gegensatz zur Arbeit mit positiver Verstärkung ist das Tier hier reaktiv – es muss auf unser Verhalten reagieren.

Warum sich positive Verstärkung in der Hundeausbildung lohnt

Nicht jeder nutzt positive Verstärkung, um seinen Hund zu trainieren. Einige Leute verwenden stattdessen positive Bestrafung oder negative Verstärkung . 

Viele Studien haben ergeben, dass Menschen, die belohnungsbasierte Trainingsmethoden anwenden, ihre Hunde als gehorsamer bezeichnen als diejenigen, die aversive Techniken anwenden. Die Verwendung einer positiven Verstärkung ist besser für die Bindung zwischen Mensch und Hund als die Verwendung einer negativen Verstärkung .

Im Gegensatz dazu wurde die Bestrafung von Hunden mit einer aggressiven Reaktion in Verbindung gebracht, der Einsatz von aversiven Techniken ist ein Risikofaktor für Aggressionen gegenüber Familienmitgliedern und Fremden außerhalb des Hauses.

Obwohl diese Studien korrelativ sind und keine Kausalität beweisen, gibt es verschiedene Gründe, die dies erklären könnten. Zum einen lehrt die positive Verstärkung Ihren Hund, was zu tun ist, anstatt ihn einfach für ein Verhalten zu bestrafen (was ihm nicht beibringt stattdessen ein neues, besseres Verhalten zu zeigen).

Es gibt noch einen weiteren Grund für eine positive Verstärkung: Hunde arbeiten gerne, um Belohnungen zu verdienen.

Warum funktioniert die positive Verstärkung bei meinem Hund nicht? 

Wenn Sie denken „Aber ich habe es mit positiver Verstärkung versucht und es hat nicht funktioniert!“ gibt es mehrere mögliche Gründe.

Vielleicht haben Sie nicht die richtige Belohnung verwendet um den Hund zu motivieren. Kehren Sie zur Liste der empfohlenen Futterbelohnungen zurück und probieren Sie etwas Leckeres aus.

Es gibt aber auch andere mögliche Gründe. Hier sind einige davon:
– Verwenden Sie einen Plan. Sie erhalten bessere Ergebnisse wenn Sie einem Plan folgen. Arbeiten sie kleinschrittig. Das gewünschte Ziel “ der Hund läuft auf mich zu, rechts an mir vorbei, umrundet mich halb und sitzt an meiner linken Seite“ bedeutet viele kleine Trainingsschritte.
– Vielleicht liefern Sie die Belohnungen für nicht schnell genug aus. 
Zum Beispiel sagen Sie Ihrem Hund „Sitz„, aber als Sie bereit sind die Belohnung zu geben, ist der Hund bereits aufgesprungen, sodass Sie das falsche Verhalten belohnt haben. Belohnungen immer bereit haben um schnell zu belohnen.
– Sie wissen, dass Belohnungen schnell sein müssen. Sie bewegen Sie Ihre Hand zu Ihrer Leckerchentasche bevor der Hund das Verhalten gezeigt hat, das Sie haben möchten. Nutzen sie Brückensignale um sich Zeit für die Belohnung zu schaffen, z.B. mit einem Clicker.
– Oder Sie machen es dem Hund einfach zu schwer. Es ist sehr verbreitet zu glauben, dass der Hund das Verhalten gelernt hat, wenn er es nur ein- oder zweimal geübt und gezeigt hat. Es ist, als ob Sie Tango tanzen lernen würden. Ein paar Mal die Füße in die richtige Richtung zu bewegen, reicht nicht aus, um Tango zu können, es braucht mehr Übung. 
Ihr Hund braucht auch Übung. Viel Übung.

Apropos Übung, Sie müssen die Ablenkungen sehr langsam aufbauen. 
Nur weil Ihr Hund weiß, wie man in der Küche sitzt heißt das nicht, dass er immer noch im Park sitzt wenn andere Hunde herumlaufen, sich ein Kind nähert oder Fahrradfahrer auf dem Weg sind. Das ist ein zu plötzlicher Sprung im Schwierigkeitsgrad!

Frage:
Sie möchten das Ihr Hund das „sitz“ erlernt. Um dies zu erreichen drücken Sie sanft aber bestimmt mit Ihrer Hand den Rücken des Hundes nach unten damit er sitzt. Dies ist keine positive Verstärkung, egal ob danach eine Belohnung folgt oder nicht.
Wie würde die Übung mit positiver Verstärkung aussehen?

Hundetraining ist eine ausbildungsintensive Arbeit und es ist überhaupt nicht schlimm wenn Sie anfangs Probleme haben oder etwas nicht wissen. Vielleicht sollten Sie einen qualifizierten Hundetrainer um Hilfe bitten oder mit Ihrem Hund eine Hundeschule besuchen.
Hundetraining soll Spaß machen, für beide Seiten, Hund und Halter und ein erster Erfolg wird sich schnell einstellen.

Aber mein Hundetrainer sagt dass es bei meinem Hund nicht funktioniert

Glauben sie mir, es funktioniert. Bei jedem Hund.

Literaturnachweise:

Deldalle, S., & Gaunet, F. (2014). Effects of 2 training methods on stress-related behaviors of the dog (Canis familiaris) and on the dog–owner relationship Journal of Veterinary Behavior: Clinical Applications and Research, 9 (2), 58-65  10.1016/j.jveb.2013.11.004

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